Donnerstag, 17. April 2014

[Buchtipp] "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl


Inhalt:

Berührend, fesselnd, unfassbar: Wenn nichts mehr ist, wie es war. Kurz, nachdem es zur Pause geläutet hat, hört Miriam einen Schuss. Zunächst versteht niemand, was eigentlich passiert ist, aber dann herrschen Chaos und nackte Angst. Matias, ein Schüler aus ihrer Parallelklasse, schießt um sich. Auch Miriams Freund Tobi wird tödlich getroffen. Miriam überlebt - aber sie fragt sich, ob das Leben ohne Tobi und mit den ständig wiederkehrenden Albträumen überhaupt noch einen Sinn hat. Waren sie und ihre Mitschüler Schuld an der Katastrophe?

(Bild- und Textquelle: Oetinger)


Meinung:

Einstieg ins Buch:
Alles wird damit beginnen, dass ich verschlafe. Würde mein Freund mit keine SMS schreiben, würde ich nicht pünktlich zur Schule kommen.

"Es wird keine Helden geben" ist das eindrucksvolle Debüt einer jungen deutschen Autorin, die sich gleich mit einer sehr schwierigen Thematik befasst: einem Amoklauf in einer Schule.

Schon mit dem ersten Satz ahnen wir, dass sich Miriams Leben verändern wird. Dass dies so drastisch und wohl für immer ist, wird einem dann auf den nächsten Seiten klar.
Wie viel kann ein Mensch ertragen, um weiterleben zu können, weiterleben zu wollen?
Miriam wird Zeuge eines Amoklaufs an ihrer Schule, muss mit eigenen Augen zusehen, wie ihr Freund Tobi in einer Blutlache liegt. Dieses schreckliche Erlebnis kann sie nicht verarbeiten und zieht sich völlig zurück.

Das Buch behandelt vor allem die Zeit nach dem Amoklauf, lässt uns mit Miriam erstarren, leiden, hinterfragen.
Immer wieder stellt sie sich die Frage des Warums, doch auch das ganze vergangene Leben wird in Frage gestellt.

Wir durchleben jeden Augenblick nur ein einziges Mal. Er wird sich nicht mehr wiederholen. Leider schätzen wir das Leben trotzdem nicht mehr.     (Seite 75)

Da die Geschichte aus der ich-Perspektive von Miriam geschildert wird und so tauchen wir tief in ihre Gefühlswelt ein. Abwechselnd erleben wir einen dicken Nebel aus Abblocken und eine hohe Woge an Gefühlen, die über uns zusammenschlägt: Verzweiflung, Angst, Mutlosigkeit, Trauer, Wut ....

Dazwischen ermöglicht uns Anna Seidl durch Rückblicke Miriams leben davor kennenzulernen. Wir erleben mir ihr Erinnerungen an Tobi, an ihre beste Freundin Joanne, aber auch an Situationen mit dem Amokschützen, mit denen sie sich das traumatische Erlebnis zu erklären versucht.

Denn egal, wie viel Schmerz du ertragen musst, egal wie viele Tränen du vergisst, egal, wie oft du hinfällst - solange es jemanden gibt, der dir die Hand reicht, stehst du immer wieder auf.         (Seite 76)

Anna Seidls Schreibstil ist wahnsinnig eindringlich, emotional und sie schreibt sich mit jedem Wort direkt unter meine Haut und zaubert eine Gänsehaut darauf.

"Es wird keine Helden geben" ist nicht einfach nur ein Buch - es ist wohl DAS Jugendbuch zum Tabuthema Amoklauf, denn wie auch Miriam denkt wohl jeder von uns: "Ein Amoklauf? Bei uns doch nicht ....". Aus diesem Grund empfehle ich jedem diese Lektüre, aber Achtung: Gänsehaut und Kloss im Hals sind garantiert. Für andere Nebenwirkungen übernehme ich keine Verantwortung.
Manchmal müssen wir einsehen, dass wir nicht perfekt sind. Dass nicht immer alles perfekt laufen kann. Und vielleicht ist das okay. Vielleicht müssen wir nicht immer perfekt funktionieren wie Maschinen, um das perfekte Leben führen zu können. Vielleicht sind es ja genau diese kleinen Fehler, die das Leben lebenswert machen.         (Seite 200)

Fazit:

Anna Seidl findet in ihrem Debüt "Es wird keine Helden geben" äusserst eindrückliche Worte zum schweren Thema Amoklauf. Mit ihrem eindrucksvollen Schreibstil setzt sie uns einen Kloss in den Hals und lässt uns schlussendlich sprachlos zurück. Lesen!

Buchtipp von Nicole Forrer



Infos zum Buch:

Seidl, Anna: "Es wird keine Helden geben", 256 Seiten, Oetinger (20. Januar 2014), ISBN: 978-3789147463
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 
14 - 17 Jahre